Tagesspiegel
stolpersteine-berlin.de/biografie/7567
Alfred Neumann wurde am 12. Juni 1889 als Sohn des Kaufmanns Sally Neumann in Graudenz (dem heutigen Grudziądz) geboren. Die Stadt in der ehemaligen Provinz Westpreußen liegt am Ostufer der Weichsel, etwa 93 Kilometer südlich von Danzig (Gdańsk). Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Alfred Neumann haben sich keine Informationen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob Alfred im Kreis von Geschwistern aufwuchs. Sein Vater gehörte aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt Graudenz.
Nach seinem Schulabschluss studierte Alfred Neumann in Berlin Medizin, promovierte 1914 mit einer Arbeit zu Knochenzysten mit dem Titel „Ueber die Entstehung der Cyste in den langen Röhrenknochen“ und erhielt im selben Jahr seine Approbation. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, an dem Alfred Neumann als Feldarzt teilnahm und für seinen Einsatz ausgezeichnet wurde, ließ er sich 1919 als Allgemeinpraktiker in Berlin nieder. Der Arzt lebte zwischen 1922 und 1929 in der Schöneberger Nollendorfstraße 10. 1928 heiratete Alfred die Strickwarengestalterin und gebürtige Berlinerin Charlotte Nagel. Die zum Zeitpunkt der Hochzeit 24-jährige Charlotte war die Tochter von Hirschel Nagel und seiner Frau Martha, geborene Gusowski. Das Ehepaar Neumann bekam zwei Söhne: Walter wurde am 24. Juni 1929 in Berlin geboren und Johannes vier Jahre später am 12. Februar 1933. Seit 1930 wohnte die Familie in der Motzstraße in Schöneberg – bis 1934 in der Motzstraße 25 und anschließend in einer Wohnung in der Motzstraße 52. Leider haben sich keine weiteren Informationen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Arztes und seiner Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Alfred Neumann und seine Verwandten. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Abgesehen von Boykottmaßnahmen, behördlichen Schikanen und Verhaftungsaktionen wurde die Schlinge für jüdische Ärzte durch eine Flut von Verordnungen und Gesetze schrittweise enger gezogen: So wurden mit insgesamt sieben Verordnungen von 1933 bis 1937 „nichtarischen“ Ärzten nach und nach die Kassenzulassungen entzogen; mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 waren sie vom öffentlichen Gesundheitswesen ausgeschlossen, mit der Verordnung vom 20. November 1933 durften sie keine ärztlichen Fortbildungskurse mehr besuchen und wurden vom ärztlichen Bereitschaftsdienst ausgeschlossen; ab dem Jahr 1936 durften sie nicht mehr mit „deutschstämmigen“ Ärzten zusammenarbeiten. Am 30. September 1938 wurde Alfred Neumann wie allen jüdischen Ärzten und Ärztinnen mit der „Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ die Approbation entzogen. Seiner Ehefrau war es ein Jahr zuvor gelungen, mit den Kindern über England nach Brasilien zu entkommen. Vermutlich wollte Alfred Neumann ihnen nachfolgen. Wahrscheinlich nach den Pogromen im Mai oder im November 1938 wurde Alfred Neumann verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Er wurde am 29. November 1938 wieder entlassen. Nach der Entlassung gelang es ihm, Deutschland zu verlassen und im März 1939 nach Brasilien zu gelangen. Alfred Neumann starb wenige Monate nach Kriegsende am 12. Februar 1946 in Rio de Janeiro im Alter von 56 Jahren. Seine Ehefrau und seine Kinder waren 1941 weiter in die USA emigriert.
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Alfred Neumann wurde am 12. Juni 1889 als Sohn des Kaufmanns Sally Neumann in Graudenz (dem heutigen Grudziądz) geboren. Die Stadt in der ehemaligen Provinz Westpreußen liegt am Ostufer der Weichsel, etwa 93 Kilometer südlich von Danzig (Gdańsk). Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Alfred Neumann haben sich keine Informationen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob Alfred im Kreis von Geschwistern aufwuchs. Sein Vater gehörte aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt Graudenz.
Nach seinem Schulabschluss studierte Alfred Neumann in Berlin Medizin, promovierte 1914 mit einer Arbeit zu Knochenzysten mit dem Titel „Ueber die Entstehung der Cyste in den langen Röhrenknochen“ und erhielt im selben Jahr seine Approbation. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, an dem Alfred Neumann als Feldarzt teilnahm und für seinen Einsatz ausgezeichnet wurde, ließ er sich 1919 als Allgemeinpraktiker in Berlin nieder. Der Arzt lebte zwischen 1922 und 1929 in der Schöneberger Nollendorfstraße 10. 1928 heiratete Alfred die Strickwarengestalterin und gebürtige Berlinerin Charlotte Nagel. Die zum Zeitpunkt der Hochzeit 24-jährige Charlotte war die Tochter von Hirschel Nagel und seiner Frau Martha, geborene Gusowski. Das Ehepaar Neumann bekam zwei Söhne: Walter wurde am 24. Juni 1929 in Berlin geboren und Johannes vier Jahre später am 12. Februar 1933. Seit 1930 wohnte die Familie in der Motzstraße in Schöneberg – bis 1934 in der Motzstraße 25 und anschließend in einer Wohnung in der Motzstraße 52. Leider haben sich keine weiteren Informationen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Arztes und seiner Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Alfred Neumann und seine Verwandten. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Abgesehen von Boykottmaßnahmen, behördlichen Schikanen und Verhaftungsaktionen wurde die Schlinge für jüdische Ärzte durch eine Flut von Verordnungen und Gesetze schrittweise enger gezogen: So wurden mit insgesamt sieben Verordnungen von 1933 bis 1937 „nichtarischen“ Ärzten nach und nach die Kassenzulassungen entzogen; mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 waren sie vom öffentlichen Gesundheitswesen ausgeschlossen, mit der Verordnung vom 20. November 1933 durften sie keine ärztlichen Fortbildungskurse mehr besuchen und wurden vom ärztlichen Bereitschaftsdienst ausgeschlossen; ab dem Jahr 1936 durften sie nicht mehr mit „deutschstämmigen“ Ärzten zusammenarbeiten. Am 30. September 1938 wurde Alfred Neumann wie allen jüdischen Ärzten und Ärztinnen mit der „Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ die Approbation entzogen. Seiner Ehefrau war es ein Jahr zuvor gelungen, mit den Kindern über England nach Brasilien zu entkommen. Vermutlich wollte Alfred Neumann ihnen nachfolgen. Wahrscheinlich nach den Pogromen im Mai oder im November 1938 wurde Alfred Neumann verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Er wurde am 29. November 1938 wieder entlassen. Nach der Entlassung gelang es ihm, Deutschland zu verlassen und im März 1939 nach Brasilien zu gelangen. Alfred Neumann starb wenige Monate nach Kriegsende am 12. Februar 1946 in Rio de Janeiro im Alter von 56 Jahren. Seine Ehefrau und seine Kinder waren 1941 weiter in die USA emigriert.
Viele Grüße
Simone
Suche: Triller, Kapitza, Lisson und Karschau
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