Angepinnt Stolpersteine in Berlin

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    • Hecht geb. Grossmann

      Tagesspiegel
      stolpersteine-berlin.de/biografie/8326

      Else Hecht geb. Grossmann ist am 28. April 1884 in Schweidnitz (Świdnica) in Schlesien geboren. Sie war eine schöne Frau und von Beruf Modeschneiderin. Verheiratet war sie seit etwa 1904 mit Karl Hecht. Er führte in Plauen im Vogtland ein Geschäft für Herrenbe-kleidung, sie eins für Frauenbekleidung in der Bahnhofstraße. Den beiden Töchtern Ernestine, geboren am 15. März 1909 in Düsseldorf, und Eva Ingeborg, geboren am 26. November 1912 ebenfalls in Düsseldorf, gelang die Flucht nach Palästina und nach England. Die Eltern blieben in Berlin. Karl Hecht ist im Januar 1942 im Jüdischen Krankenhaus Moabit an einer Lungenentzündung gestorben und auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee beerdigt. Die Mutter, die 1968 starb, hat über die Familiengeschichte nie gesprochen.
      Die ältere Tochter Ernestine war musikalisch und lernte in Königsberg Piano spielen. Zur Freude ihrer Mutter gab sie auch Konzerte. Beide Schwestern halfen in den Läden. 1929 heirateten Ernestine und Ernst Futter. Als Juden keine Geschäfte mehr führen durften, flüchteten sie 1934 nach Palästina.
      Karl und Else Hecht gingen nach Berlin. Dort lebten sie nicht zusammen, weil ihnen gesagt wurde, so seien sie sicherer. Else und Eva eröffneten einen kleinen Laden, wo sie Hemden nähten, aber auch dieses Geschäft wurde von den Nationalsozialisten geschlossen.
      Else Hechts nach Palästina geflüchtete Tochter Ernestine und Ernst Futter hatten zwei Töchter: Inge Goldstein (geboren 1930 in Plauen) und Ruth Rothstein (geboren 1934 in Jerusalem).
      Ein Brief von Else Hecht stammt vom 9. August 1942: „Geliebtes Kind! Dies Antwort auf beglückenden Junibrief. Nichts von Kindern? Bin gesund, arbeite, verdiene. Sehnsucht unendlich. Bleibt gesund und stark. Innigste Küsse. Dir, Kindern. Mutter“. Mit Adresse und Datum sind es genau 30 Wörter. Mehr war Juden damals nicht erlaubt zu schreiben. Es war ihr letztes Lebenszeichen.
      Am 15. August 1942 ist Else Hecht vom Güterbahnhof Moabit in einem Zug zum Bahnhof Riga-Skirotava deportiert worden. Riga war ihr Todesort. Else Hecht wurde wie fast alle etwa tausend Insassen, darunter 57 Kinder, gleich nach der Ankunft am 18. August 1942 im Wald erschossen.
      Viele Grüße
      Simone


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    • Tagesspiegel
      stolpersteine-berlin.de/biografie/7570

      Fritz Ostheimer, Motzstr. 70, Tempelhof-Schöneberg
      geboren 24.07.1897 in Aachen, Beruf Zwangsarbeiter bei Deka Pneumatik GmbH, Berlin
      Deportation am 17.03.1943 nach Theresienstadt
      weitere Deportation am 01.10.1944 nach Auschwitz
      ermordet 1944 in Auschwitz
      Viele Grüße
      Simone


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    • Tagesspiegel
      stolpersteine-berlin.de/biografie/7567
      Alfred Neumann wurde am 12. Juni 1889 als Sohn des Kaufmanns Sally Neumann in Graudenz (dem heutigen Grudziądz) geboren. Die Stadt in der ehemaligen Provinz Westpreußen liegt am Ostufer der Weichsel, etwa 93 Kilometer südlich von Danzig (Gdańsk). Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Alfred Neumann haben sich keine Informationen erhalten. Es ist auch nicht bekannt, ob Alfred im Kreis von Geschwistern aufwuchs. Sein Vater gehörte aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt Graudenz.
      Nach seinem Schulabschluss studierte Alfred Neumann in Berlin Medizin, promovierte 1914 mit einer Arbeit zu Knochenzysten mit dem Titel „Ueber die Entstehung der Cyste in den langen Röhrenknochen“ und erhielt im selben Jahr seine Approbation. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, an dem Alfred Neumann als Feldarzt teilnahm und für seinen Einsatz ausgezeichnet wurde, ließ er sich 1919 als Allgemeinpraktiker in Berlin nieder. Der Arzt lebte zwischen 1922 und 1929 in der Schöneberger Nollendorfstraße 10. 1928 heiratete Alfred die Strickwarengestalterin und gebürtige Berlinerin Charlotte Nagel. Die zum Zeitpunkt der Hochzeit 24-jährige Charlotte war die Tochter von Hirschel Nagel und seiner Frau Martha, geborene Gusowski. Das Ehepaar Neumann bekam zwei Söhne: Walter wurde am 24. Juni 1929 in Berlin geboren und Johannes vier Jahre später am 12. Februar 1933. Seit 1930 wohnte die Familie in der Motzstraße in Schöneberg – bis 1934 in der Motzstraße 25 und anschließend in einer Wohnung in der Motzstraße 52. Leider haben sich keine weiteren Informationen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Arztes und seiner Familie im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.
      Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen Alfred Neumann und seine Verwandten. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Abgesehen von Boykottmaßnahmen, behördlichen Schikanen und Verhaftungsaktionen wurde die Schlinge für jüdische Ärzte durch eine Flut von Verordnungen und Gesetze schrittweise enger gezogen: So wurden mit insgesamt sieben Verordnungen von 1933 bis 1937 „nichtarischen“ Ärzten nach und nach die Kassenzulassungen entzogen; mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 waren sie vom öffentlichen Gesundheitswesen ausgeschlossen, mit der Verordnung vom 20. November 1933 durften sie keine ärztlichen Fortbildungskurse mehr besuchen und wurden vom ärztlichen Bereitschaftsdienst ausgeschlossen; ab dem Jahr 1936 durften sie nicht mehr mit „deutschstämmigen“ Ärzten zusammenarbeiten. Am 30. September 1938 wurde Alfred Neumann wie allen jüdischen Ärzten und Ärztinnen mit der „Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ die Approbation entzogen. Seiner Ehefrau war es ein Jahr zuvor gelungen, mit den Kindern über England nach Brasilien zu entkommen. Vermutlich wollte Alfred Neumann ihnen nachfolgen. Wahrscheinlich nach den Pogromen im Mai oder im November 1938 wurde Alfred Neumann verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert. Er wurde am 29. November 1938 wieder entlassen. Nach der Entlassung gelang es ihm, Deutschland zu verlassen und im März 1939 nach Brasilien zu gelangen. Alfred Neumann starb wenige Monate nach Kriegsende am 12. Februar 1946 in Rio de Janeiro im Alter von 56 Jahren. Seine Ehefrau und seine Kinder waren 1941 weiter in die USA emigriert.
      Viele Grüße
      Simone


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    • Tagesspiegel
      stolpersteine-berlin.de/biografie/5213
      Margarete Sander wurde am 19. März 1869 im damals schlesischen Haynau (dem heutigen Chojnów in Polen) geboren. Sie war die Tochter des Kaufmanns Adolf Isaak Sander und der Klara Sander, geborene Rosenberg. Zur Kindheit und Jugend von Margarete in der Kleinstadt nordwestlich von Liegnitz (Legnica) haben sich keine Informationen erhalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach gehörten ihre Eltern aber zur kleinen jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Margarete etwa 100 Personen der 9000 Bewohner zählten. Margarete Sander verließ als junge Frau vermutlich um die Jahrhundertwende ihren Heimatort und ließ sich in Berlin nieder, wo sie den neun Jahre älteren Julius Max Sander kennenlernte. Julius’ Familie war seit Langem in Berlin ansässig. Sein Vater, Julius Wolf Sander, arbeitete hier als Buchhalter und hatte 1860 die Berlinerin Minna Jaretzky zur Frau genommen. Margarete und Julius zogen in eine gemeinsame Wohnung in der Schönhauser Allee 26a im Prenzlauer Berg. Das Einkommen des Paares bestritt Julius aus seiner Tätigkeit als Bürogehilfe. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs heiratete die 50-jährige Margarete ihren langjährigen Lebensgefährten Julius am 29. Juli 1919 in Berlin. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Elternteile des Ehepaares bereits verstorben. Margaretes Mutter hatte, nachdem ihr Mann in Haynau gestorben war, noch kurze Zeit in Breslau (Wrocław) gelebt, bevor sie dort verstarb. Zu den Sanders haben sich keine Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben des Ehepaares im Berlin der Weimarer Republik geben könnten. Fünf Jahre nach der Hochzeit verstarb Margaretes Ehemann im August 1924 im Krankenhaus Moabit und wurde wenige Tage später auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee bestattet. Margarete wohnte als Witwe die nächsten Jahre weiter in ihrer Wohnung in der Schönhauser Allee 26a.

      Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Margarete Sander. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung, der sozialen Ausgrenzung und des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte. Erlasse und Sondergesetze drängten die verwitwete und alleinlebende Margarete Sander in die Position der Rechtlosigkeit. Nach den Pogromen im Mai 1938 in Berlin zog die damals 69-jährige Margarete um – in eine 1-Zimmer-Wohnung unweit der vorigen im zweiten Stock der Schönhauser Allee 172a. Im Erdgeschoss dieses Hauses befand sich damals die Minerva-Apotheke, deren vormals jüdischer Inhaber während der NS-Zeit die Apotheke veräußern musste und nach den Novemberpogromen das Land verließ. Am 1. Oktober 1941 teilte die Gestapo der Jüdischen Gemeinde Berlin mit, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Margarete Sander erhielt ihren Deportationsbescheid im Dezember 1941. Von Polizisten der Stapoleitstelle und der Kriminalpolizei wurde sie aus ihrer Wohnung in der Schönhauser Allee 172a in das provisorisch umfunktionierte Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße 7–8 verbracht. Unter der Kontrolle der Gestapo erfolgte hier die organisatorische Vorbereitung der Transporte sowie der Einzug der Vermögen, wofür die 72-Jährige, der kaum persönlicher Besitz verblieben war, am 18. Dezember 1941 eine peinlich exakte Vermögensaufstellung auszufüllen hatte. Margarete Sander wurde am 19. Januar 1942 mit dem „9. Osttransport“ über den Bahnhof Berlin-Grunewald nach Riga deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports am 23. Januar 1942 – in den Wäldern bei Rumbula erschossen.
      Viele Grüße
      Simone


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